NACH DEM AUSGLEICH
LNÉ 2007.10.29. 22:03
Nach dem Ausgleich folgte in Ungarn die Epoche des kapitalistischen Zeitalters und des großen industriellen Aufschwungs.
Nach dem Ausgleich folgte in Ungarn die Epoche des kapitalistischen Zeitalters und des großen industriellen Aufschwungs. Das Ungarntum konnte allerdings den Arbeitskräftebedarf der kapitalistischen Entwicklung in Ungarn nicht decken. Beim Arbeitskräftenachschub kam dem ungarländischen Deutschtum und den aus dem Ausland, in erster Linie aus Österreich und Deutschland, kommenden Facharbeitern eine riesengroße Rolle zu. Die Zahl der Deutschen in Budapest vervierfachte sich zwischen 1869-1900.
Es entstanden die sog. deutschen Industriezweige. 1890 waren in der Bauindustrie 49% der Dachdecker, 40% der Maurer, 41% der Steinmetze, 24% der Glasbläser deutscher Muttersprache. Im zweiten herkömmlichen deutschen Industriezweig, in der Metallindustrie, waren 45% der Gießer, 36% der Dreher und 29% der Klempner deutschsprachig. Der Prozentsatz der deutschen Muttersprachler war in Budapest auch auf dem Gebiet der Dienstleistungen bedeutend: 55% der Konditoren, 42% der Gastwirten. Es belegt die Rolle der deutschen Facharbeiterschaft, dass der Wortschatz von etwa 69 Industriezweigen deutsch ist.
Man kann zwischen den Ansiedlungen der Schwaben im 18. Jahrhundert und der Einwanderung der ausländischen deutschsprachigen Facharbeiter nach Ungarn im 19. Jahrhundert eine Parallele ziehen. In beiden Fällen erschienen die Deutschen auf dem an der entsprechend gebildeten Arbeitskraft Mangel leidenden Arbeitsmarkt in Ungarn als Fachleute, die ihre Fachkenntnisse hier deponierten. Die Anteilnahme der Deutschen war auch an den industriellen und (in wenigem Maße) an den Handelsunternehmen groß. Es ist bezeichnend, dass auf der Weltausstellung im Jahre 1873 unter den 1956 Ausgezeichneten aus Ungarn 1044 deutsche waren. So z.B.: Schlick (Eisengießerei), Kühne (landwirtschaftliche Maschinen), Bohn-Drasche (Ziegeln), Schuler, Riegler, Müller (Papier- und Schreibwaren), Kugler (Backwaren) usw. Im Jahre 1910 waren etwa 10% der 19 Millionen Einwohner Ungarns deutscher Abstammung. Innerhalb des Deutschtums gab es mehr als 1 Million Bauern. Die Zahl der Handwerker, Industriearbeiter und Bergarbeiter machte insgesamt fast eine halbe Million aus. Unter ihnen waren beinahe 83 Tausend selbständige Klein-und Großindustrieller. Die Zahl der deutschen Intelligenz belief sich auf fast 7 Tausend. Die Tatsache, dass die Deutschen (die Zahl der deutschen Großindustriearbeiter machte ein Viertel der dort tätigen ungarischen Arbeiter aus) einen bedeutenden Teil der Arbeiter in Ungarn bildeten und dass die deutschen Arbeiter größtenteils zu der qualifizierten, und so der selbstbewussten Schicht gehörten, erklärt die führende Rolle der deutschsprachigen Arbeiter in der Arbeiterbewegung in Ungarn, die sich im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts entfaltete. Das wirtschaftliche Wachstum wurde auch vom Wohlstand der Schwaben widerspiegelt. Die fleißige Arbeit der Generationen brachte für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ihre Früchte. Die schwäbischen Siedlungen nahmen ein neues Gesicht an, sie waren ordentlich und sauber. Größere Häuser wurden gebaut, die Straßen wurden gepflastert. Die schwäbischen Siedlungen wurden mit der Eisenbahn und neuen Straßen verbunden. Auch die Kirchen verschönerten sich. Die alten Schulen wurden erweitert, neue wurden gebaut. Immer mehr landwirtschaftliche Maschinen wurden eingesetzt. Verbände, Vereine wurden gegründet, die landwirtschaftliche Ausbildung fand größere Beachtung. In Ungarn wendete weiterhin der schwäbische Bauer die modernsten Produktionsmethoden an
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